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Stadt Markgröningen

Vor- und Frühgeschichte

Reiche Bodenfunde auf der Markgröninger Markung belegen zahlreiche Besiedelungs- phasen. So entdeckte man im Norden und Nordosten der Stadt Reste einer bandkeramischen Siedlung mit den dazugehörigen Hockergräbern. Nordwestlich des Aichholzhofes, auf der Flur Roll, gab es zur Römerzeit einen mit einer Mauer umgebenen viereckigen Hof. Acht römische Bronzegefäße wurden dort bereits im Jahr 1853 ausgegraben. Sie sind im Württ. Landesmuseum in Stuttgart zu sehen.

Mittelalter und Stadtwerdung

Markgröningen wurde im Jahr 779 als "Gruoninga" in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda erstmals erwähnt. Die spätere Voranstellung des Wortes Mark (Grenze), weist auf die Grenzlage zwischen dem fränkischen und alemannischen Gebiet hin.

Um 1243 ließ Stauferkaiser Friedrich II. auf der Markung des einst calwischen, seit 1189 wohl großteils staufischen Dorfes Gröningen eine Stadt anlegen. Markgröningen war weltliches Fahnenlehen des Reiches und sollte den Glemsübergang auf dem Weg Vaihingen-Asperg-Marbach sowie die südlich vorbeiführende Reichsstraße Cannstatt-Vaihingen-Speyer sichern. 1252 erhielt Graf Hartmann II. von (Württemberg-)Grüningen von König Wilhelm von Holland Markgröningen als Lehen. In die Zeit seines Stadtausbaus gehörten neben dem Bau einer Stadtburg in der Nordwestecke der älteren Stadtsiedlung und der Anlage einer Stadtmauer auch die Erneuerung der Stadtkirche. Im Zuge der Revindikationspolitik von König Rudolf von Habsburg, die auf die Wiedergewinnung entfremdeten Reichsgut zielte, sollte Hartmann das verliehene Markgröningen wieder zurückgeben. Seine Weigerung führte zu jahrelangen Kämpfen, seiner Inhaftierung und Gefangennahme auf dem Asperg, wo er 1280 verstarb.

1297 wurde am Unteren Tor im Südwesten das Spital geweiht, eine Niederlassung des Heilig-Geist-Ordens. Der Orden begann um 1300 mit dem Bau der heutigen Spitalkirche.

1299 erlangte die Stadt für kurze Zeit die Reichsfreiheit. Doch bereits 1322 mit der Belehnung von Burg und Stadt an Konrad von Schlüsselburg war es mit der Reichsunmittelbarkeit vorbei. Als 1336 Graf Ulrich III. von Württemberg das Lehen erwarb, wurde Markgröningen württembergische Amtsstadt.

Bei der Erhebung in den Herzogstand nahm Eberhard I. die Reichssturmfahne in das württembergische Herzogswappen auf. Bereits 1354 beherbergte die Stadt eine Lateinschule, 1429 wird von der Belehnung mit einer Badstube berichtet. Zu diesem Zeitpunkt waren also die drei wesentlichen Einrichtungen vorhanden, die für den mittelalterlichen Menschen städtische Lebensqualität ausmachten: Spital, Lateinschule, Bad.

Seine große Blütezeit erlebte Markgröningen im 15. Jahrhundert. Während der vorübergehenden Landesteilung Württembergs (1441-1482) war es nördlicher Hauptort des Uracher Teils. Zahlreiche das heutige Stadtbild prägende Gebäude stammen noch aus dieser Zeit. In den Jahren 1440/41 erhielt der heutige Marktplatz mit dem gotischen Fachwerkrathaus seinen prächtigsten Bau.

Das Rathaus wird von zwei ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammenden Gebäuden eingerahmt. Um das Schloss herum, dem früheren Sitz des Vogts, wurden die Keltern (1491 u. 1560), die Zehntscheuer (1425 genannt) und der Landesfruchtkasten (1467/68) errichtet.

Frühe Neuzeit

Nach der Reformation 1534 wurde mit dem Kirchengut auch der Besitz des Heilig-Geist-Ordens vom Landesherrn eingezogen. Seit 1552 stand das Spital unter städtischer Verwaltung bei herzoglicher Oberaufsicht. Der Pfründbetrieb wurde fortgesetzt. Jahrhunderte lang bot das Spital Unterkunft für Pilger, Alte, Kranke und Bedürftige. Von der ehemals sehr großen Anlage sind Teile der gotischen Spitalkirche, der Fruchtkasten, das Siechenhäuschen sowie das 1507 erbaute Pfründhaus noch erhalten.

1599 wurde der Wimpelinhof erbaut. Das Renaissancegebäude neben dem Oberen Torturm kann besichtigt werden.

Der am 24. August stattfindende Bartholomäusmarkt, einer von vier Märkten, besaß im 16. Jahrhundert eine über das Herzogtum hinausreichende Bedeutung und zog in Scharen Verkäufer ebenso wie Käufer von weither an. Ein Schäfertreffen, woraus sich der Schäferlauf entwickelte, etablierte sich an diesem Jahrmarkt.

Unter den Folgen des Dreißigjährigen Kriegs hatte die Stadt und ihre Bevölkerung stark zu leiden, denn 1634 wurde der benachbarte Asperg belagert. 130 Gebäude waren zerstört oder verbrannt, und bis 1652 waren erst 380 der ehemals über 1200 Gebäude wieder in Stand gesetzt.

18. Jahrhundert: politisches und wirtschaftliches Abseits

Die Gründung Ludwigsburgs und deren 1718 einsetzender Ausbau zur Residenzstadt, an die Markgröningen mit Ossweil, Pflugfelden und Eglosheim einen nicht unerheblichen Teil seines Amtsbezirks abtreten musste, drängte die Stadt langsam ins wirtschaftliche Abseits. Weitere Amtsorte wurden von Ludwigsburg einverleibt.

Vergeblich kämpften die Stadtväter mit allen Mitteln - sie griffen sogar zu Schmiergeldzahlungen - gegen die Eingliederung Markgröningens in das Oberamt Ludwigsburg. Mit der Auflösung des Markgröninger Oberamts, Dekanats und Kameralamts im 19. Jahrhundert war die politische Entmachtung besiegelt.

Das Bevölkerungswachstum und der daraus resultierende Mangel an Erwerbsmöglichkeiten führten zur Auswanderung zahlreicher Markgröninger nach Amerika oder Osteuropa. 1763 wurde die zu Markgröningen gehörende Flur Schönbühl besiedelt, um 1790 der im 17. Jahrhundert aufgegebene Weiler Talhausen erneut besiedelt.

19. Jahrhundert

Trotz größter Bemühungen der Stadt um einen Anschluss ließ im 19. Jahrhundert die Eisenbahn die Stadt links liegen, weshalb sich in der Stadt - abgesehen von den zahlreichen Mühlbetrieben in Talhausen entlang der Glems - zunächst kaum Industrie ansiedelte.

1899 wurde von der mechanischen Seidenstoffweberei Kollmer und Müller mit der Errichtung der ersten Fabrikanlage in Markgröningen begonnen.

Im Jahre 1900 begann man, eine städtische Wasserversorgung aufzubauen, und 1928 wurde die Kanalisation gebaut. Elektrisches Licht gibt es seit 1910 in den Haushalten. Erst 1916 erhielt die Stadt den lang ersehnten Bahnanschluss. Leider führte die von Ludwigsburg herkommende Verbindung nicht wie geplant weiter bis nach Vaihingen/Enz. Der Personenverkehr auf dieser Stichbahn wurde 1975 eingestellt.

Nachdem die Stadtmauer zwischen 1833 und 1845 abgebrochen und die Gräben eingeebnet waren, dehnte sich die Bebauung über den mittelalterlichen Stadtkern hinweg aus. Von den ehemals vier Stadttoren steht heute noch das jüngste, der 1555 errichtete Obere Torturm.

Im Jahr 1892 wurde das beträchtliche Vermögen des ehemaligen Heilig-Geist-Spitals unter der kirchlichen und bürgerliche Gemeinden aufgeteilt.1897 wurde an der Markungsgrenze nach Asperg eine Landesarmenanstalt für den Neckarkreis erbaut, eine von vier Landesarmenanstalten im Königreich Württemberg. Daraus entwickelte sich ein Behindertenzentrum, die August-Hermann-Werner Schule mit Internat, Werkstätte und Heim.

20. Jahrhundert

Auch das Dritte Reich hinterließ in Markgröningen seine Spuren. Zwar blieb die Stadt von Luftangriffen und Kriegszerstörung weitgehend verschont, doch wurden 120 Heiminsassen des Behindertenheims im Zuge der Euthanasie in Grafeneck ermordet. Ein Gedenkstein vor dem Heim mit den Namen der Opfer erinnert seit 1997 an diese Greueltat. Auf dem Grundstück der ehemaligen Landesarmenanstalt liegt heute auch die Orthopädische Klinik Markgröningen.

Nach dem 2. Weltkrieg hatte die Stadt wie andere Kommunen auch durch den Zuzug zahlreicher Flüchtlinge einen großen Wohnungsbedarf. Die Stadt breitete sich vor allem nach Norden und Osten, erst von 1980 an auch westlich des Altstadtkerns aus. Im Jahr 1957 konnte die von den katholischen Flüchtlingen neu begründete Kirchengemeinde ihre Spitalkirche Heilig Geist weihen, die 1981 ihre heutige Gestalt erhielt.

Ungeachtet aller Modernisierung sieht sich die Stadt zur Wahrung ihres reichen geschichtlichen Erbes verpflichtet. So wacht seit 1984 die Altstadtsatzung über die bauliche Entwicklung des historischen Zentrums. Das kulturhistorische Erbe betrifft neben dem Erhalt mittelalterlicher Bausubstanz nicht zuletzt auch die Landschaftspflege. Dass sich die Schäferlaufstadt einen eigenen Stadtschäfer leistet, hat aber nicht nur mit Traditionsbewusstsein zu tun. Vielmehr pflegt er mit seiner Herde die südwest- und westexponierten Talhänge an Glems und Leudelsbach, die seit jeher zu steil und karg für den Acker- oder Weinbau sind.

Verkehrsgünstig zum Oberzentrum Stuttgart gelegen wuchs die Stadt, zu der seit 1973 auch die ehemals selbständige Gemeinde Unterriexingen zählt, auf 14.902 Einwohner (31.12.2020) an. Die Ausweisung von Gewerbegebieten förderte in den letzten Jahrzehnten verstärkt die Industrieniederlassung.

Die in den letzten Jahren gebaute Ostumfahrung leitet den Durchgangsverkehr um den Stadtkern herum.

http://www.markgroeningen.de//stadt-markgroeningen/portrait-geschichte/historisches